Weinland Deutschland
Wein - Trank der Götter
Weinland Deutschland
Mit einer Rebfläche von ca. 100.000 ha ist Deutschland bei weitem nicht das wichtigste Weinbauland der Welt. Es kommt mit einer Produktionsmenge von 8,5 Millionen hl, dies entspricht 850 Millionen Litern, auf Platz 8 der Weinbaunationen.
Dennoch ist Deutschland für mich eines der interessantesten Weinbaugebiete mit einer enormen und außergewöhnlichen Entwicklung innerhalb der letzten Jahre. Die Weine – Rot wie Weiß – haben sich in den vergangenen Jahren so gut entwickelt, dass sich Deutschland heute mit Nichten hinter Frankreich & Co. verstecken muss.
Klima
Klimatisch gesehen ist Deutschland, zusammen mit Großbritannien und Tschechien zusammen eine der nördlichsten Regionen der Welt, in der Weinbau gerade noch möglich ist. Im Vergleich zu anderen Ländern der Europäischen Union, ist der Weinbau in Deutschland auf Grund der klimatischen Bedingungen eher schwierig. Die im Vergleich kurze Sonnenscheindauer sowie niedrigere Tagestemperaturen während der gesamten Vegetationsperiode tragen ihr übriges dazu bei.
Bedrohung durch Spätfröste im Frühling (Frühling = Pflanzung neuer Reben), die meisten Niederschläge in den Sommermonaten Juli/August, häufig Regenfälle während der Erntezeit sowie von Jahr zu Jahr stark variierende Winterbedingungen machen es den deutschen Winzern nicht leicht. Vor diesen Hintergründen leisten deutsche Winzer enormes.
In Deutschland sind die Temperaturen in manchen Monaten so niedrig, dass die Trauben einiger Lagen nur schwer zur optimalen Reife gelangen. All diese klimatischen Bedingungen/Grundlagen erfordern gezielte Maßnahmen in Weinbau und Kellertechnik.
Weinbau und Weinbereitung
Dreh- und Angelpunkt deutschen Weinbaus ist es, bei den jeweils gegebenen klimatischen Bedingungen, die Trauben bestmöglich reifen zu lassen. Aus diesem Grunde liegen die Rebstöcke in vielen Anbaugebieten auf südlich, südöstlich bzw. südwestlich ausgerichteten Hängen. Auf diese Weise wird die bestmögliche Sonneneinstrahlung und damit die Sonnenwärme ausgenutzt. Des Weiteren liegen diese Rebhänge häufig entlang von Flussufern, welche die Sonnenstrahlen zusätzlich reflektieren.
Gerne werden auch Bergketten oder Wälder zum Schutz gegen kalte Winde und Fröste genutzt. Aus den vorher aufgezählten Gründen finden sich unsere Anbaugebiete vorwiegend in Hanglagen. Die bereits früher, unter Weinbereitung/Vinifikation, angesprochene Chaptalisierung – die Anreicherung des Traubensafts mit Zucker vor der Vergärung – hat Tradition im deutschen Qualitätsweinbereich.
Güteklasse
Die entsprechende Qualitätseinstufung deutscher Weine hängt vom Mostgewicht der Traube ab. Das Mostgewicht gibt den Zucker- und damit auch den potentiellen Alkoholgehalt des zukünftigen Weins an und wird in Öchslegraden (°Oe) gemessen.
Bis zur Reform 2009 galt...
Das deutsche Weinrecht unterscheidet 2 Klassen, welche wiederum in je zwei Qualitätsstufen unterteilt sind. Jeder deutsche Wein muss mit einer dieser Qualitätsbezeichnungen deklariert werden.
Tafelwein
Deutscher Tafelwein
Dieser besteht ausschließlich aus deutschen Lesegut und zugelassenen Rebsorten und Rebflächen. Der Zukauf von Trauben aus anderen Ländern ist verboten, die Chaptalisierung ist erlaubt.
Deutscher Landwein
Der deutsche Landwein ist die gehobene Stufe des Tafelweins. Er verfügt über ein höheres Mostgewicht. Bei ihm muss auf dem Etikett das Herkunftsland angegeben werden. Landwein gibt es stets in den Süßegraden „trocken“ und „halbtrocken“. Auch bei ihm ist die Chaptalisierung erlaubt.
Qualitätswein
Im Allgemeinen gilt, dass alle Qualitätsweine einer amtlichen Qualitätsweinprüfung unterzogen werden müssen. Der Wein wird sowohl chemisch analysiert als auch sensorisch beurteilt. Als Nachweis der bestandenen Qualitätsweinprüfung erhält der Wein eine amtliche Prüfnummer – die sogenannte A.P.-Nummer. Diese muss auf dem Etikett des Weins angegeben werden.
Qualitätswein bestimmter Anbaugebiete – QbA
Dieser muss zu 100% aus einem der 13 deutschen Anbaugebiete kommen. Dieses Anbaugebiet muss entsprechend auf dem Etikett klar ersichtlich sein und somit schriftlich angegeben sein. Auch beim QbA ist die Chaptalisierung erlaubt.
Qualitätswein mit Prädikat – QmP
Je nach Reifegrad und zusätzlichen Bedingungen wird der QmP mit einem von sechs Prädikaten ausgezeichnet. Das Prädikat muss eindeutig und klar auf dem Etikett ersichtlich sein. Die Bandbreite der für den QmP festgelegten Mindestmostgewichte variiert mit der Rebsorte und dem Anbaugebiet. Bei dem Qualitätswein mit Prädikat ist die Chaptalisierung verboten!
Prädikate in aufsteigender Reihenfolge:
Kabinett |
Feine, leichte Weine aus reifen Trauben mit geringem Alkoholgehalt. |
Spätlese |
Reife, elegante Weine mit feiner Frucht. Die Ernte erfolgt frühestens 7 Tage nach dem Beginn der allgemeinen Weinlese. |
Auslese |
Edle Weine aus Vollreifen Trauben. Unreife Beeren werden ausgesondert. |
Beerenauslese |
Volle, fruchtige Weine aus überreifen und edelfaulen Beeren. Bei Weinen dieses Prädikats handelt es sich um Raritäten, da der Pilz der bei Weintrauben die Edelfäule auslöst – der Botrytis – nicht in jedem Jahr auftritt. Weine dieses Prädikats sind meist über Jahrzehnte lagerfähig. |
Trockenbeerenauslese |
Aus rosinenartig geschrumpften, edelfaulen Beeren hergestellt. Eine Trockenbeerenauslese ist süß, honigartig und extrem Alterungsfähig über Jahrzehnte. |
Eiswein |
Eiswein wird aus Trauben hergestellt, die das gleiche Mostgewicht wie Beerenauslesen erreicht haben, jedoch werden die Beeren in gefrorenem Zustand unter –7°C gelesen und gefroren gekeltert, so dass nur das Fruchtsaftkonzentrat ausgepresst wird. |
Vergleich "Damals vs. Heute"
Bis 2009 gültig... |
seid 2009 gültig... |
Tafelwein |
Deutscher Wein ohne Herkunftsbezeichnung (oder schlicht Wein; ersetzt die Bezeichnung Tafelwein): leichter, meist lieblicher Wein ohne näher festgelegte Eigenart. |
Landwein |
Wein mit geschützter geografischer Angabe (g.g.A.) (ersetzt Landwein): trocken oder halbtrocken, gebietstypisch. Meist nicht zu empfehlen, doch einige erfolgreiche Weingüter nutzen diese Kategorie Landwein bzw. "g.g.A.", um bürokratische Zwänge zu umgehen. |
Qualitätswein QbA / QmP |
Wein mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g.U.) Ersetzt den bisherigen Begriff "Qualitätswein". Bis jetzt wurden jedoch erst sechs Appellationen im engeren Sinne des Wortes von der EU genehmigt. |
Qualitätswein: Trockener oder auch süßer Wein, dem vor der Gärung Zucker zugesetzt wurde, um ihn kräftiger zu machen. Qualitätsgetestet und von regional- und sortentypischem Geschmack. | |
Kabinett: Trocken bis lieblich (ungezuckert) mit ausgeprägter, gelegentlich vorzüglicher Eigenart und charakteristischer Leichtigkeit. Mehrjährige Reife tut ihm gut. | |
Spätlese: Kräftiger und meist süßer als Kabinett-Weine. Körperreich, aber ohne Botrytis. Trockene Spätlesen werden heute meist als Qualitätswein verkauft. | |
Auslese: Süßer und kräftiger als Spätlese, vielfach mit an Honig erinnerndem Aroma, intensiv und langlebig. Gelegentlich trocken und schwer. Je weniger Alkoholgehalt das Etikett verrät, desto süßer ist der Wein. | |
Beerenauslese: Sehr süß, dicht und intensiv, aber nur selten alkoholreich. | |
Trockenbeerenauslese: Intensiv süß und aromatisch, oft nicht allzu alkoholreich. Ein außergewöhnlicher, unendlich haltbarer Wein. | |
Eiswein: Von im Winter am Rebstock gefrorenen Trauben der Qualitätsstufe für Beeren- und Trockenbeerenauslese, hochkonzentriert, mit spritziger Säure und intensiver Süße. Sollte nicht die geschmacklichen Charakteristika der Edelfäule aufweisen (tut dies jedoch manchmal). |
Geschmacksrichtungen / Süßegrade
Deutsche Weine werden in 4 Geschmacksrichtungen unterteilt, welche den Süßegrad des Weins ausdrücken.
Die genannten Restsüßewerte müssen entsprechenden Säurewerten gegenüberstehen, denn nur der entsprechende Säurewert gewährleistet, dass der Charakter „trocken“, „halbtrocken“, etc. erkennbar bleibt. Die unterschiedlichen Geschmacksrichtungen werden durch das Abstoppen der Gärung oder die Zugabe von Süßreserven – z.B. unvergorenem Traubenmost – beeinflusst.
die Bezeichnung der Qualitätsstufe
das Anbaugebiet
die Amtliche Prüfnummer (A.P.-Nr.)
der Erzeuger oder der Abfüller
der Alkoholgehalt in Vol.-%
der Flascheninhalt
der Restzuckergehalt
eine engere Herkunftsbezeichnung wie Weinort oder Lage
weitere Geschmacksangaben
der Jahrgang (wenn mind. 85% des Weins aus der Ernte des Jahrgangs stammen)
die Rebsortenangabe (wenn mind. 85% der Trauben von dieser Sorte stammen und der Wein damit einen rebsortenreinen Geschmack behält)
weitere 2 Rebsorten (diese dürfen in absteigender Reihenfolge nach Mengenanteil genannt werden, wenn der Wein vollständig von ihnen stammt)
Rebsorten
Zur Zeit werden mehr als 100 Rebsorten in Deutschland angepflanzt. Jedoch haben nur etwa 2 Dutzend Rebsorten eine größere Markenbedeutung. Deutschland ist in erster Linie Weißweinland. Zirka 80% der Rebfläche ist mit weißen Rebsorten bestockt.
Die wichtigsten unter Ihnen sind:
Die Riesling-Traube bietet eine äußerst feine Eleganz und ein fruchtiges – meist an Pfirsich erinnerndes – Bukett. Sie ist mit Abstand die berühmteste deutsche Rebsorte. In großen Jahren liefert diese Traube Spitzenweine von internationalem Rang. Sie findet sich in allen deutschen Anbaugebieten und bedeckt so eine Rebfläche von ca. 21%.
Der Müller-Thurgau entstand im 19. Jahrhundert aus einer Kreuzung der Riesling-Traube mit einer weiteren Rebsorte. Die Identität der 2. Rebsorte gilt jedoch als äußerst umstritten. Die Lehrmeinung sagt, es handele sich um eine Kreuzung von Riesling und Silvaner, wohingegen die heutige Meinung eine Kreuzung von Riesling und Gutedel oder Riesling und Madelaine Royal als wahrscheinlicher ansieht.
Sie entwickelte sich zu einer der am häufigsten angebauten Rebsorten Deutschlands. Diese Traube erbringt gute Erträge und bedeckt ca. 18% der deutschen Rebfläche. Lange Zeit dadurch als Massenware verschrien, besinnt man sich heutzutage wieder auf die Vorzüge dieser Traube und der daraus entstehenden Weine. Die Qualität der Müller-Thurgau-Weine verbessert sich von Jahr zu Jahr, sodass dieser Wein heute von manchen Weingüter bereits als Empfehlung getrunken werden kann.
Die Spätburgunder-Traube liefert teilst wunderschön vollmundige, samtige Weine. Das Aromaspektrum reicht von Kirschen über Himbeeren und Brombeeren bis Bittermandel. Sie gilt als die wichtigste rote Rebsorte unseres Landes, bedeckt dennoch nur ca. 8% der Rebfläche. Der Hauptanteil der Anbaufläche liegt in Südbaden.
Die Dornfelder-Traube gehört zu den erfolgreichsten Neuzüchtungen der deutschen Rotweine und zählt mittlerweile zu den beliebteren Rotweintrauben. Sie entstand aus der Kreuzung von Helfensteiner und Heroldrebe. Die Dornfelder-Traube erbringt sehr fruchtige und gehaltvolle Weine, welche sich sehr gut für die Lagerung in Barrique-Fässern eignen. Sie bedeckt ca. 5,3% der deutschen Rebfläche – mit steigenden Tendenz.
Barrique (frz.) = Weinfassgröße, die in den einzelnen Weinbaugebieten Frankreichs leicht variiert. In Bordeaux beträgt sie z.B. 225 l (1/4 tonneau)
Deutschland verfügt über 13 Anbaugebiete. Mit Ausnahme von Sachsen und Saale-Unstrut konzentrieren sich diese Gebiete im Süden und Südwesten Deutschlands entlang von Rhein, Main, Mosel und Neckar sowie ihrer Nebenflüsse.
Die Anbaugebiete sind in Bereiche unterteilt, welche wiederum in Großlagen unterteilt sind. In den Großlagen sind Gruppen von Einzellagen zusammengefasst, die einen jeweils vergleichbaren Weincharakter bilden.
Weinbauzonen
Die gesamte Rebfläche in den Weinbaugebieten der Europäischen Union ist per EU-Verordnung nach klimatischen Kriterien in insgesamt sieben Weinbauzonen aufgeteilt. Dies sind die Hauptzonen A, B, und C.
Die Hauptzone C wird weiterhin in die Subzonen CIa, CIb, CII, CIIIa und CIIIb unterteilt.
Das kälteste Klima herrscht in der Zone A. Die Zone CIIIb hat das wärmste Klima. Für die Winzer gelten in den verschiedenen Zonen unterschiedliche Vorschriften in Bezug auf Mostgewicht, Anreicherung und Säuern, bzw. Entsäuern des Weines.
Die deutschen Weinbaugebiete gehören zusammen mit dem Weinbaugebiet Luxemburg zu der Weinbauzone A – mit Ausnahme des Weinbaugebietes Baden. Das Weinbaugebiet Baden gehört zusammen mit den französischen Weinbaugebieten Elsass, Lothringen, Champagne, Jura, Savoie und Loire-Tal zu der Weinbauzone B.
Zone A, die kühlste der Zonen, beinhaltet mit Ausnahme des Weinbaugebiets Baden alle anderen Gebiete Deutschlands. Darüber hinaus gehören die Weinberge Luxemburgs, Belgiens, der Niederlande und des Vereinigten Königreiches Großbritannien und Nordirland sowie aller skandinavischen Länder zur Zone A.
Zone B, neben dem Gebiet von Baden liegen alle Weinbaugebiete Österreichs in dieser Zone. In Frankreich zählen die Regionen Elsass, Champagne, Jura, Loire, Lothringen und Savoie dazu.
Zone C, die wärmste Zone, ist in folgende Subzonen aufgeteilt:
Zone C I a. In Frankreich zählen die Regionen Bordeaux, Burgund, Provence, Rhône und Sud-Ouest dazu. Darüber hinaus wurden einige Gebiete im nördlichen Spanien sowie ein Großteil der portugiesischen Regionen hier eingeordnet.
Zone C I b, mit einem kleinen Teil der nördlichen Anbaugebiete Italiens.
Zone C II beinhaltet die Anbauflächen des Languedoc-Roussillon sowie die meisten der nördlichen Gebiete Italiens und Spaniens.
Zone C III a gilt für den kühleren Teil der griechischen Anbaugebiete
Zone C III b gilt für französische Flächen am Mittelmeer sowie für Korsika, den Süden Italiens und Spaniens, den wärmsten Gebieten Portugals sowie für den überwiegenden Teil Griechenlands.