Alhambra, Granada, Andalusien
Märchenhaft, atemberaubend und beeindruckend schön...
Die Alhambra ... die Rote Burg
Die Alhambra, benannt nach der rötlichen Farbe ihrer Mauern (arab.: qa`lat al-Hamra`, Rote Burg), liegt auf dem al-Sabika-Hügel am linken Ufer des Darro-Flusses im östlichen Teil der Stadt gegenüber der Viertel Albaicín und Alcazaba (Zitadelle).
Auf Grund der strategisch günstigen Lage mit Blick über die gesamte Stadt sowie die Flussaue Granadas wird vermutet, dass es bereits vor Ankunft der Muslime dort Gebäude gab. Der Grundriss der vollständig ummauerten Gebäudeanlage ist unregelmäßig. Im Norden ist er begrenzt durch das Darro-Tal, im Süden durch das al-Sabika-Tal und im Osten durch den Abhang Cuesta del Rey Chico. Dieser wiederum trennt den Albaicín vom Generalife, der auf der Anhöhe Cerro del Sol steht.
Im 9. Jahrhundert wurde die heutige Alhambra erstmals schriftlich erwähnt, als Sawwar ibn Hamdun im Jahr 889 aufgrund der Bürgerunruhen – die damals das Kalifat von Córdoba bedrohten und zu dem Granada gehörte – in der Alcazaba Zuflucht suchte und sie wieder aufbaute. Die Anlage wurde später erweitert und bewohnt, doch die ersten Ziridenherrscher errichteten ihre Residenz noch im heute so genannten Albaicín.
Die Einbindung in die befestigte Stadt im 11. Jahrhundert wandelte die Burg der Alhambra zwar in eine Festungsanlage, von der aus ganz Granada überwacht werden konnte, doch erst mit Ankunft des ersten Nasridenkönigs Mohammed ibn Al-Ahmar (Mohammed I., 1238 – 1273) im 13. Jahrhundert wurde die Alhambra als Herrschersitz genutzt. Dies läutete seinerzeit den Beginn ihrer Blütezeit ein.
Zuerst wurde der älteste Teil der Alcazaba verstärkt, es wurden der Wachturm und der Ehrenturm (Torre del Homenaje) gebaut sowie die Wasserversorgung aus dem Darro gesichert sowie Lagerräume errichtet. Ebenso begann man mit dem Palastbau und den Ummauerungsarbeiten der Anlage. Diese wurden fortgeführt von Mohammed II. (1273 – 1302) und Mohammed III. (1302 – 1309), der zudem ein öffentliches Bad sowie eine Moschee bauen ließ, an deren Stelle heute die Kirche Santa María steht.
Jusuf I. (1333 – 1353) und Mohammed V. (1353 – 1391) ist der Großteil der bis heute erhaltenen Gebäude der Alhambra zu verdanken. Sie besserten die Alcazaba und die Paläste aus, erweiterten die Festungsanlage, bauten das Tor der Gerechtigkeit, vergrößerten und dekorierten die Türme, errichteten die Bäder, den Comares-Palast, den Barkesaal und den Löwenhof mit seinen Anbauten. Aus Zeiten vorheriger Nasridenkönige ist heute praktisch nichts mehr erhalten.
Besonders wertvolle Gebäude, die seit der Rückeroberung durch die Katholischen Könige entstanden, sind der Palast Karls V., benannt nach seinem Bauherrn, die kaiserlichen Gemächer sowie der Ankleideraum der Königin. Für deren bauliche Realisierungen wurden allerdings einige Gebäude abgerissen. Im 18. Jahrhundert wurden die Bemühungen zur Erhaltung der Alhambra eingestellt. Während der französischen Besatzungszeit (1808 - 1814) wurde ein Teil der Festungsanlage gesprengt und erst im 19. Jahrhundert begannen die Reparatur-, Restaurations- und Erhaltungsmaßnahmen.
Die nasridische Architektur markiert das Ende einer prachtvollen Epoche, die im Córdoba der Omaijaden im 8. Jahrhundert begann. Ihre Baukunst wurde von den Architekten der Moschee in Córdoba, welche lange Zeit vor der Alhambra entstand, nicht stark beeinflusst. Trotzdem finden sich typische Elemente der andalusischen Architektur wieder, wie der Hufeisenbogen mit Alfiz (rechteckiger Zierrahmen um spanisch-maurische Bögen), Spandrillen (Dreieck zwischen Bogen und dessen rechteckiger Umarmung) und die Kapitelle der Säulen in der Alhambra.
Die Architekten der Alhambra waren besonders darum bemüht, selbst die kleinsten Stellen mit dekorativen Elementen zu versehen, wobei keines zuviel war. Die meisten Bögen im Inneren sind keine echten, ihre Funktion ist nicht stützender, sondern rein dekorativer Art. Die Wände sind mit wunderschönen, edlen Keramiken und Stuckarbeiten bedeckt, die Decken sind aus kunstvoll geschnitztem Holz.
Trotz des islamischen Bilderverbots ist die Alhambra mannigfaltig dekoriert. Ein klassisches dekoratives Element ist die Kalligraphie, genauer kursive kufische Schriftzeichen, mit denen außer Worten „Es gibt keinen Sieger außer Gott“ von Zawi ibn Ziri (Begründer der Ziridendynastie) auch Gedichte unterschiedlicher Hofdichter geschrieben sind.
Das meistbenutzte Schmuckelement der granadinischen Architekten waren Arabesken oder vegetabile Verzierungen, sowie in geringem Maße auch Flechtornamente und Rautennetze.
Die Säulen der Alhambra sind einzigartig und in sonst keinem anderen Bauwerk zu finden. Sie haben einen schlanken, runden Schaft, ihre Basis weist eine große Hohlkehle auf und sie sind im oberen Teil mit Ringen verziert. Das Kapitell ist zweigeteilt, der untere zylindrisch geformte Teil ist schlicht dekoriert, der obere würfelförmige hat abgerundete Ecken an der Basis und ist mit Arabesken geschmückt.
Das mitunter beeindruckendste Dekorationselement der Alhambra sind die Stalaktitgewölbe aus wabenförmigen, übereinander gelagerten Zellen, die besonders schön im Abencerrajes-Saal und im Zwei-Schwestern-Saal sind.
Der Generalife
Der Generalife, Yannat al-Arif oder „Garten des Architekten“ sollte das schönste unter den Landgütern sein, die sich in der Umgebung der Alhambra erstreckten. „Thron der Alhambra“ nennt ihn Ibn Zamrak, der große Poet im Granada des Mohammed V. Der erste Hinweis fand sich in der Ihata von Ibn al-Jatib, der ihn den siebzehn Anwesen des Königlichen Besitzes zuschreibt. Die Dichte der Bäume, durch die kein Sonnenstrahl drang, der Zauber und die Frische des Wassers sowie die kühle Luft machten ihn so besonders.
„Im Generalife ist alles schlicht und intim. Nichts – weder Architektur
noch von Menschenhand veränderte Natur – versucht uns
durch das Streben nach Größe oder monumentaler
Schönheit in Staunen zu versetzen.“
Leopoldo Torres Balbás
Das Werk des zweiten Sultans der Nasridendynastie, Mohammed II. (1273 – 1302), umgebaut von Ismail I. 1319, steht am Fuße einer Anhöhe, bekannt als Cerro del Sol, du ist von der Alhambra durch eine Schlucht getrennt. Obwohl er heute mit der Alhambra zusammen besucht wird, war es ursprünglich eine gänzlich unabhängige Anlage.
Der Generalife war gleichzeitig als Garten und zum Gemüse- und Obstanbau in einer typisch muslimischen Anordnung geplant. Seine Lage, nördlich der Alhambra und gegenüber der Flussaue, ist ein weiteres Beispiel der Verschmelzung mit der natürlichen Umgebung, wie bei vielen Gebäuden des andalusischen Granadas. Daher entspricht der Palast, an den Abhang und in die Mitte des Landgutes gebaut, der Beschreibung einer Wohnstätte landwirtschaftlichen Charakters, wie sie Ibn Luyun in seiner Abhandlung über die Landwirtschaft beschreibt.
Die vier bekannten Anwesen, von denen heute mindestens noch eines erforscht wird, heißen Colorada, Grande, Fuentepeña und de la Mercería. Obwohl dies christliche Namen sind, dürften sie größtenteils aus dem Mittelalter stammen. Die Anwesen erstreckten sich terrassenförmig unterhalb des Palastes, der majestätisch über allem thronte und dessen Aussichtsturm im Hof des Bewässerungskanals ohne Zweifel das schönste Juwel war. Die Anwesen reichen bis zur Straße Cuesta de los Chinos, die ein Tal zwischen ihnen und den Ausläufern der Alhambra bildet. Zu ihrem Schutz und zur Abtrennung sind sie alle mit Mauern umgeben, von denen heute noch einige erkannt werden können.
Der Generalife hatte im mittelalterlichen Al-Andalus mindestens zwei Außentore. Eines war an der Straße Cuesta de los Chinos, das zur Festung der Alhambra führte, das andere stand an dem heute Mimbre gebannten Platz. Dieser Eingang wurde mehrmals umgebaut, das erste Mal wegen dem Bau der Straße Paseo de Cipreses, die 1862 für den Besuch der Königin Isabella II. umgestaltet wurde.
Der bedeutendste Bau der Anlage ist der Hof des Bewässerungskanals. Der Hof ist länglich, durch seine Längsachse verlaufen die Kanäle der Königlichen Bewässerungsanlage, die ihn vierteilen. Auf der Achse wurden 1959 die Ruinen eines Gartenhäuschens gefunden, das in der Mitte des ursprünglichen Gartens stand, der in vier oktogonale Parzellen geteilt war und tiefer lag als die Wege. In der Kanalmauer sind noch zwölf Wasserrohre, von denen sieben noch nasridische Bewässerungselemente aufweisen. Im 19. Jahrhundert wurde alles modernisiert, die sich kreuzenden Fontänen machen seitdem den Garten so populär.
Ursprünglich war der Hof des Bewässerungskanals zur Landschaft hin geschlossen, doch in der christlichen Epoche öffnete ihn ein langer, schmaler Gang, der eine wunderschöne Aussicht ermöglichte. Im Innenraum der Bögen, die den Gang mit dem Hof verbinden, erhielt sich das gemalte Wappen der Katholischen Könige mit dem Joch und den Pfeilen sowie ihrem Leitspruch.
Die einzige originale Öffnung des Hofes nach außen ist der kleine Aussichtsturm auf der Achse, dessen typisch muslimische, niedrige Fensterlaibungen noch erhalten sind, die auch im Sitzen das Betrachten der Umgebung ermöglichen.
Auf der anderen Seite des Hofes stehen zwei Wohnhäuser mit Erdgeschoss und erstem Stock, ähnlich derer im Myrtenhof, jedoch schlichter.
An einer Hofseite ist der Königliche Saal (Sala Regia) mit einem großzügigen Säulengang aus fünf Bögen. Der mittlere ist erhöht, was typisch für die nasridische Architektur war. Beide Häuser, durch dreifache Bögen auf feinen Säulen und Stalaktitkapitellen verbunden, haben schöne Stuckaturen und Dächer. Herausragt besonders das der Galerie, welches von einem Kirschbaum bedeckt wird.
Zu Beginn des 14. Jahrhunderts wurde an den Saal ein Aussichtsturm über dem Darro-Fluss angebaut, der eine beeindruckende Aussicht über die Stadt, den Albaicín und den Sacromonte bietet.
Das Gebäude hatte ein oberes Stockwerk, das von den Katholischen Königen erweitert und später durch eine weite, offene Galerie ergänzt wurde, die den Bau allerdings verunstaltete.
Vom Königlichen Saal aus gelangt man über eine Tür und eine offene Treppe an der Seite zu weiteren Palastanwesen, die jedoch umgestaltet wurden.
Zuerst gelangt man zum Hof der Zypresse der Sultanin, Schauplatz erfundener Liebesgeschichten, von denen die meisten gar nicht spanisch-muslimischen Charakters sind. Ein von einem U-förmigen Wasserbecken umrandeter Brunnen mit barocken Springbrunnen steht in der Mitte des Hofes. Eine Galerie grenzt an den Hof, die zum Speisen benutzt wurde. Darüber ist ein weiteres Stockwerk, das zwischen 1584 und 1586 gebaut wurde.
Von der anderen Seite aus, durch das Löwentor durch und über eine Treppe hinauf, erreicht man die Oberen Gärten des Palastes, die ebenso nach westlichem Geschmack umgestaltet wurden.
Geht man an der Mauer des Zypressenhofes entlang, gelangt man zur Wassertreppe, die das letzte muslimische Erbstück im Generalife ist. Man steigt die Treppe, wie früher schon die Sultane, in drei Abschnitten hinauf. Unter einem Lorbeerdach verlaufen seitlich auf der Mauer Wasserkanäle, durch die immer kühles Wasser aus dem Königlichen Bewässerungskanal fließt und das durch sein Geplätscher eine meditative und entspannte Atmosphäre schafft.
Die Treppe endet am höchsten Punkt eines Anwesens, auf dem im 19. Jahrhundert ein romantischer Aussichtspunkt gebaut wurde, der den schönsten Ausblick über Granada bietet.
Von hier aus steigt man über eine moderne, überdachte Treppe wieder hinunter. Vom unteren Garten aus kommt man am Hof des Bewässerungskanals zu einem Platz mit wunderschöner Aussicht.
An einer Seite des Gartens befindet sich das Tor der Händler oder Schafstor, durch das man zum Oleanderweg hinab geht. Am Ende, vor einem Platz mit einem antiken Gebäude, ist ein Ort zum Ausruhen mit herrlicher Aussicht auf die Alhambra. Davor befinden sich die Ruinen des „Haus der Freunde“, das einst zum zerstörten Palast gehörte.
Der Oleanderweg, der aufgrund des schönen Pflanzendaches so genannt wird, ist der letzte Weg bei der Besichtigung des Generalife.
Zuletzt sind diese letzten Verse dem Reisenden gewidmet, der im Generalife den "Garten aller Gärten" sucht.
"Über diesem Palast außerordentlicher Schönheit
strahlt die Größe des Sultans.
Es strahlen seine Schönheit und seine Blumen,
der Regen aus den Wolken bedeckt ihn großzügig.
Die Hände seiner Erschaffer bestickten seine Seiten
mit Stickereien wie Blumen aus dem Garten (...)"
Ibn al-Yayyab
Deshalb ist der spanisch-arabische Garten als Vergnügen für alle fünf Sinne gestaltet: Farben, Licht und Schatten für den Sehsinn, aromatische Pflanzen oder das süße Parfum der Blumen für den Geruchssinn, für den Hörsinn das Rauschen des Wassers, für den Tastsinn die unterschiedlichen Texturen und der Geschmack der Früchte für den Geschmackssinn. Somit umgibt den ganzen Garten eine sinnliche Atmosphäre.
Die Üppigkeit der Vegetation ist durch das Wasser garantiert, das zudem das auffallendste dekorative Element aufgrund der Brunnen, Becken und Springbrunnen, wie auch durch seine Bewegungen und Lichtreflektionen ist. Der Professor Prieto Moreno stellte fest:
"In allen Gärten ist das Wasser ein erfrischendes Element, doch in Granada wandelt es sich in eine lebendige und dynamische Essenz in den Gärten, die von Muslimen gestaltet wurden (...). Das wäre nicht möglich gewesen, hätten die Araber nicht das Wasser von den Gebirgsausläufern so geschickt genutzt, um die Obst- und Gemüsegärten zu bewässern und um die unzähligen Brunnen und Springbrunnen des Generalife und der Alhambra zu versorgen."
Die Worte von Chueca Goitia waren:
"Je länger man die Alhambra betrachtet, umso mehr bekommt man das Gefühl, dass es das Ideal der Araber war, in einem Garten zu leben."
In die Mauern wurden Verse über die Schönheit der Gärten gemeißelt, sie wurden mit abstrakten Blumenmotiven dekoriert und mit Farben bemalt, die das einfallende Licht betonen. Die viel genutzten, farbenfrohen Fliesen sind eine weitere Besonderheit des arabischen Gartens.
Die Alhambra ist eine einzigartige Gebäudeanlage in Spanien. Ihre Geschichte, voller Legenden und Zauber, machte die Gebäude der Alhambra und des Generalife in Granada zu einem Anhaltspunkt für Kunst, Literatur und Musik und zu einem Touristenmagnet, der viele Träumer und Romantiker anzieht.
Die Gärten der Alhambra symbolisieren die Vollendung einer langen Tradition des Gartenbaus, die Mitte des 8. Jahrhunderts in Granada begann.
Da sich die Wirtschaft der islamischen Welt fast ausschließlich auf die Landwirtschaft stützte, hatten Änderungen im Agrarbereich auch weitreichende Auswirkungen in al-Andalus. Dies zeigte sich in einer veränderten Landschafts- und Gartengestaltung.
Die Alhambra ist wie ein Konglomerat aus Gebäuden, Festungsanlagen und Gärten, dessen Anordnung durchdacht und auf bewundernswerte Weise gestaltet ist und das von einem grünen Mantel, der dichten Vegetation des Hügels, umgeben ist. Die Gärten bilden die Grundfläche, auf der sich Gebäude und Mauern in Harmonie mit der gebirgigen Umgebung und den Wohn- und Verteidigungseinrichtungen ausbreiten. Elemente der Gartenkunst finden sich überall innerhalb und außerhalb der Anlage, um die Aussichten zu verschönern oder die Abhänge zu festigen. Somit hat der Garten eine vorrangige, tragende und kompositorische Rolle.
Das älteste und wichtigste Kernstück der Alhambra besteht aus mehreren Anlagen (das Alte Königshaus): dem Hof des Wasserbeckens, dem Comares-Hof oder Myrtenhof er in der Mitte der Säle und Zimmer, wo sich das offizielle Hofleben abspielte, sowie dem Löwenhof in der Mitte der Privatresidenz der Könige.
Hof des Wasserbeckens oder Comares-Hof. Der teilweise auf frühere Gebäude gebaute Hof wurde unter dem Sultanat von Jusuf I. (1333-1354) fertig gebaut. Seine Schlichtheit ist ein Beispiel für die typisch arabische Gestaltung, einer Synthese aus Architektur und Garten, wobei die architektonischen Elemente vorherrschen.
Der Hof misst 36,60 auf 23,50 m. An den Längsseiten stehen zwei relativ niedrige Gebäude, an den kürzeren Seiten sind schlichte, elegante Säulengänge, von denen der nördliche von dem solide gebauten Comares-Turm dominiert wird. Ein rechteckiger, marmorner Wasserlauf, der von Myrtensträuchern und Orangenbäumen flankiert wird, führt den Besucher zum königlichen Pavillon, wo einst der Thron war. Die Umgebung, die u. a. König Boabdil genoss, sah folgendermaßen aus: der Blick in den Himmel gerichtet, der durch die Dekoration der vieleckigen Kuppel über dem Thron symbolisiert wurde, die Aussicht in die reizvolle Umgebung, die durch die seitlichen Löcher im Pavillon betrachtet werden konnte, zu seinen Füßen das Wasserbecken, das wie ein Spiegel war und das Blau des Himmels und das entspannende Grün der Myrtensträucher widerspiegelte, sowie an den Hofmauern die geometrische Dekoration, angelehnt an Vorbilder aus der Natur.
Der Löwenhof
Im Comares- bzw. Myrtenhof herrscht eine wunderbare Harmonie zwischen Architektur, Wasser und Vegetation. Gerade diese Harmonie ist mit am wichtigsten in dem Garten und macht ihn so zu einem kleinen Paradies für die Sinne.
Der Löwenhof, von Mohammed V. im 16. Jahrhundert erbaut, erhielt seinen Namen aufgrund des berühmten Brunnens mit seinem marmornen Wasserbecken in der Hofmitte, das von zwölf Löwen getragen wird. Im Becken ist eine schöne arabische Inschrift, die den Garten rühmt, der sich einst dort befand. Das sprudelnde Wasser wirkt wie glänzende Perlen und flüssiges Silber. Man ist an die Geschichten aus 1001 Nacht, an die Erzählungen der Alhambra und die Gitarrenklänge des Virtuosen Andrés Segovia erinnert.
Der ganze Hof misst 28,50 auf 15,70 m und ist an allen vier Seiten von Säulengängen umrandet, es gibt Wege und große Empfangssäle. An den kürzeren Seiten befinden sich offene Räume. Besonders stechen im Löwenhof die Stalaktiten hervor, die Kapitelle, Bögen, Friese und Gewölbe schmücken. Im Königshaus der Alhambra war dies der intimste Bereich, wo sich das Familienleben des Königs abspielte.
Der Löwenhof war ohne Zweifel einer der am dichtesten bewachsenen Gärten der Alhambra, mit dem Brunnen in der Mitte. Das Wasser, das durch die engen Kanäle aus Marmor fließt, um in den Zimmern die Springbrunnen zu füllen, bewässerten auch die Pflanzen. In keinem anderen Hof der Alhambra wird Leben in diesem Maße durch Wasser symbolisiert.
Die Anordnung des Löwenhofes, der durch zwei Achsen geteilt wird, wurde durch die persische Architektur inspiriert. Durch die rechtwinkligen Kanäle, die Brunnen, die Koranzitate und Pavillons repräsentiert der achteckige Garten die perfekte Ordnung der Welt, d. h. den Garten Eden oder das Paradies.
Vier kleine Springbrunnen an den Seiten, deren Wasser durch kleine Kanäle bis in die Zimmer fließt und ein silberfarbenes, kreuzförmiges Band bilden, vervollkommnen den Eindruck angenehmer Frische.
Auch das Licht spielt hier eine zentrale Rolle. Es spiegelt sich im Wasser, verbreitet sich über den ganzen Hof und dringt sanft, von den Pavillons gefiltert, in die Säle. Das klare mediterrane Licht verleiht der Anlage, der Landschaft sowie den Farben eine besondere Wirkung.
Der Hof des Schmiedeeisernen Gitters entstand eigentlich während der Renovierungen zur Zeit Karls V. Die Vegetation besteht lediglich aus vier schönen Zypressen, die aus dem ebenen Boden mit schlichtem Kieselstein-Mosaik herausragen. Die Hofmitte schmückt ein kleines achteckiges Becken. Eine zweistöckige Loggia aus Holz, von der aus der Blick über die Landschaft schweifen kann, steht ebenfalls in dem Hof.
Der Lindaraja-Hof ist umgeben von den Zimmern, die die Residenz von Kaiser Karl V. waren. Später wohnte hier eine Zeit lang Washington Irving in den Räumen, die auch schon Felipe V. und Isabel de Farnesio nutzten. Der Garten ist schattig und schlicht. Die asymmetrisch angeordneten Zypressen und weitere Baumgruppen, die den Hof, die Säulengänge und den Brunnen überdecken, filtern das Licht und erzeugen dadurch die bescheidene, intime Atmosphäre, die durch das murmelnde Wasser des Springbrunnens noch verstärkt wird.
Die Daraxa-Gärten, die im 16. Jahrhundert modernisiert wurden, beschreiben am besten die Vorstellung eines geschlossenen Gartens, einem Ort voll Zauber und Wonne. Am Hof ist deutlich der schlichte Toledo-Stil zu erkennen mit dem typisch kastilischen Säulengang mit Pfosten und Gesimskonsolen. Der Hof formt ein ungleichmäßiges Trapez, das an zwei Seiten durch den großen Palast Karls V. und an den anderen beiden Seiten durch Säulengänge begrenzt wird. In der Mitte steht ein wunderschöner Brunnen im Renaissance-Stil. Sechs durch dicht gewachsene Buchsbäume begrenzte Beete, in denen Zypressen und Orangenbäume stehen, formen einen dichten, dunklen Kranz um den Brunnen, wodurch das Wassergeplätscher des Springbrunnens noch paradiesischer wirkt.
In der Alhambra finden sich viele Gestaltungsformen, die, obwohl aus späteren Epochen, den nasridischen gleichen. Ein gutes Beispiel sind hier die östlich gelegenen Partal-Gärten. Aufgrund des unebenen Geländes finden sich hier hängenden Gärten, die der Beschaffenheit des Bodens angepasst wurden. Das Partal-Gebäude ist das älteste erhaltene der Alhambra. In diesem Bereich gab es viele Gärten und prächtige Paläste.
Im stillen Wasser des Partal-Teiches spiegeln sich zwei Löwen aus Marmor. Neben dem Teich und dem Garten steht ein Pavillon, dessen Fassade sich ebenfalls im Teich spiegelt. Er ist gänzlich offen gebaut, die hölzernen Vordächer und die Fliesen im Inneren stechen besonders heraus.
"Das Wasser ist das geheimnisvolle Leben der Alhambra,
ihm ist die üppige Vegetation der Gärten,
die Pracht der blühenden Büsche zu verdanken,
es ruht in den Wasserbecken,
die die eleganten Säle und Säulengänge widerspiegeln (...)"
Die Alhambra ist atemberaubend schön, monumental, beeindruckend in ihrer Architektur, in ihrer Flora und Fauna. Bis ins kleinste Detail kann der Besucher hier Entdecken, wie sonst kaum in vergleichbaren Schlössern und Burgen auf dieser Welt. Lasst Euch von diesem beeindruckenden Bauwerk verzaubern und genießt die Sonne Spaniens. Von der Costa del Sol aus ist es ein "Katzensprung", sodass man dies mit seinem Urlaub bestens verbunden bekommt.
Viel Spaß beim Entdecken...