Degustation von Wein

Malte Montag, 4. Oktober 2021 von Malte

Wein - Trank der Götter

Wie degustiere ich Wein richtig?

Wein ist mehr, als nur ein Getränk. Wein ist die Liebe des Winzers und seiner Mitarbeiter, die individuelle Kraft der lokalen Natur und der Genuss aller menschlichen Sinne zusammen...sofern man diese einzusetzen vermag. Letzteres kann man trainieren. Mit zunehmendem Training werdet ihr feststellen, wie umfangreich und detailliert das Spektrum eines Weines sein kann. Im Folgenden lernt ihr die grundlegenden Voraussetzungen kennen, die hierfür nötig sind. Viel Spaß dabei.

Der Ausdruck „degustieren“ bedeutet übersetzt nichts anderes als „probieren“, dafür fordert es aber die ausnahmslose Aufmerksamkeit aller 4 beteiligten Sinne sowie volle Konzentration:

  • Sehen

  • Riechen

  • Schmecken

  • Fühlen

Voraussetzungen

Um eine erfolgreiche Verkostung durchzuführen, solltet Ihr vor dem Beginn auf folgende Punkte achten:

Degustieren beansprucht die ganze Empfindlichkeit Eurer Sinne. Im ausgeruhten Zustand geht dies besser.

Die Geruchs- und Geschmacksnerven dürfen nicht durch ein vorangegangenes Essen oder durch Zigarettenrauch erschöpft sein.

Weine degustieren ist kein Akt der Hektik. Um den Zauber eines Weines zu ergründen, braucht Ihr genügend Zeit. Beste Tageszeit: vor dem Mittag- oder Abendessen bei möglichst hellem/neutralem Tageslicht.

Die Luft sollte frei von Fremdgerüchen sein. Für die optische Beurteilung benötigt Ihr gutes Licht und ein weißes Tischtuch sowie helle Wände als Hintergrund.

Für die Degustation von Wein empfiehlt sich ein weißdurchsichtiges, großes (bauchiges) Weinglas, alternativ das genormte INAO-Glas.

Das Glas muss vollkommen sauber, trocken und poliert sein. Zur Degustation verwendete Gläser werden ausschließlich mit heißem Wasser gespült, ohne jegliches Spülmittel. Dies könnte das Aroma des Weins beeinflussen.

Ebenfalls ist das Glas vollkommen trocken und poliert. Weiterhin verjüngen sich Tasting-Gläser zur Nase hin, damit der Duft des Weins sich zur Nase hin konzentrieren kann.

Jedes Glas wird lediglich mit der Menge eines Schluckes, maximal anderthalb Schlucke befüllt.

Massenweine eignen sich zum Üben des Degustationsvorgangs, geben jedoch in geschmacklicher Hinsicht meistens nicht viel her. Probiert Flaschen verschiedener Preiskategorien gleichzeitig, um den direkten Vergleich anzustellen.

Richtige Weintemperatur

Aroma und Geschmack entfalten sich je nach Temperatur anders. Wie warm ein Wein beim Trinken ist, spielt deshalb eine zentrale Rolle.

Die Trinktemperatur hat großen Einfluss auf die Harmonie eines Weins. So wirken beispielsweise säurereiche Tropfen weniger aggressiv, wenn sie etwas wärmer getrunken werden.

Der Wein erwärmt sich im Glas sehr schnell, darum serviert man ihn in der Regel 1 bis 2 Grad kühler.

Schaumwein, Champagner

 

Ohne Jahrgangsangabe:

10 °C

Jahrgangs-Champagner:

10 ° - 14 °C

   

Weißweine

 

Komplexer, trockener Weißwein:

11° - 14°C

Runder, mittelschwerer Wein:

10° - 12°C

Dünner, leichter oder süßlicher Wein:

9° - 11°C

   

Roséweine

 

Körperreicher Roséwein:

10° - 12°C

Leichter Roséwein:

8° - 10°C

   

Rotweine

 

Tanninreicher Rotwein:

17° - 19°C

Mäßig tanninhaltiger Rotwein:

16° - 18°C

Einfacher Rotwein, mit wenig Tannin:

14° - 16°C

   

Süßweine, Dessertweine

 

Süßer, körperreicher Dessertwein:

12° - 14°C

Halbtrockener oder leichter Wein:

9° - 11°C

   

Verstärkte Weine

 

reifer, süßer Wein:

14° - 18°C

Jüngerer, trockener Wein:

12° - 14°C

Amontillado, Oloroso, Cream Sherry, Pedro Ximénez; Vintage Port, Ruby Port; Malmsey:

16° - 18°C

Fino, Fino Amontillado, Manzanilla; Tawny Port 10-40-jährig; Bual:

14° - 16°C

Verdelho:

12° - 14°C

Sercial:

8° - 10°C

White Port:

6° - 8°C

Wirkt ein Wein säuerlich, zu alkoholisch oder unharmonisch, dann verändert ruhig einmal seine Temperatur. Mit etwas Glück und Übung schafft Ihr es bestimmt, ihn mundgerechter zu machen!

 

aufwärmen

abkühlen

Süße

stärker

schwächer

Alkohol

stärker

schwächer

Bitterkeit

stärker

schwächer

Kohlensäure

stärker

schwächer

Säure

schwächer

stärker

Gerbstoffe

schwächer

stärker

Aromenentwicklung

stärker

schwächer

Als Faustregel für das Aufwärmen/Abkühlen gilt: rund 2 °C Abkühlung/Aufwärmung pro 30 Minuten.

Die Degustation in 5 Schritten

Haltet Eure Geschmacksempfindungen stets schriftlich fest. Zur Beurteilung von Aussehen, Geschmack, etc. verwendet als Hilfestellung bitte die „Wine Maps“.

Bei der Verkostung von Wein beurteilt Ihr die Eigenschaften (Faktoren) von Wein:

  • Süße

  • Säure

  • Tannin

  • Körper

  • Frucht

Hauptsächlich mit Auge, Nase und Gaumen.

Achtet hierbei auf die Klarheit, die Intensität und die Farbe des Weins. Frischer Rotwein z. B. ist in jungen Jahren "purpurrot" und verändert sich mit zunehmendem Alter dann Richtung "rubinrot", "rotbraun" und "braun".

Diese Farbveränderungen erkennt Ihr am Besten am Glasrand.

Beurteilt den Wein zunächst mit Euren Augen! Klarheit? Intensität? Perlage? Oberfläche? Farbtönung und Farbtiefe?

Frischer Rotwein z. B. ist in jungen Jahren "purpurrot" und verändert sich mit zunehmendem Alter dann Richtung "rubinrot", "rotbraun" und "braun".

Diese Farbveränderungen erkennt Ihr am Besten am Glasrand.

  • Perlengröße

    Feine Perlen
    Weist darauf hin, dass der Wein in der Flasche und bei einer tiefen Temperatur gegährt hat (ca. 11°C).

    Grobe Perlen
    Weist auf eine zu stürmische Flaschengärung oder auf Tankgärung (Drucktank) hin. Schaumwein minderer Qualität.

  • Schaumstabilität:

    Anhaltende Schaumbildung
    Gute Qualität zeichnet sich durch anhaltendes und gleichmäßiges Aufsteigen von feinen Perlschnüren aus.

    Flüchtige Schaumbildung
    Der Schaum verschwindet schnell, wenn die Kohlensäure künstlich zugesetzt wurde oder wenn Spuren von Abwaschmittel, Lippenstift o.ä. am Glas haften.

  • Oberfläche:
    Haltet das Glas hierzu gegen eine Lichtquelle.

    Spiegelnd
    Im Handel erhältlicher Wein muss eine spiegelnde Oberfläche haben!

    Matt
    Fehler!

  • Anblick:

    Tränen an der Glasinnenwand stammen vom Alkohol und nicht wie vielfach angenommen vom Glyzerin. Am besten sind die bei einem Alkoholgehalt von mehr als 12 Volumenprozent sichtbar. Bläschen an der Oberfläche sind nicht verflüchtigtes Kohlendioxid (CO2) aus der Weinbereitung oder weisen auf eine Nachgärung in der Flasche hin.

  • Perlage:

    Haltet dazu das Glas gegen eine Lichtquelle.

  • Farbtönung:

    Haltet das Glas schräg in der Hand und betrachtet es von oben gegen einen weißen Hintergrund. Beachtet beim Rotwein neben dem Zentrum vor allem auch die Farbschattierungen am Rand des Weins.

    Mit zunehmendem Alter werden Weißweine im Allgemeinen etwas dunkler. Die Farbtönung liefert ebenfalls Hinweise auf die Rebsorte, die Traubenreife, vor allem aber auch auf die Verarbeitung sowie den Ausbau des Weins.

    Die Farbtönung von Roséweinen wird vor allem durch die Dauer des Maischekontakts und die Rebsorte bestimmt. Junger Rotwein hat bläuliche Pigmente, mit fortschreitendem Alter werden die Orange- und Brauntöne intensiver. Die Farbtönung liefert ebenfalls Hinweise auf die Rebsorte, die Traubenreife, vor allem aber auch auf die Verarbeitung und den Ausbau des Weins.

  • Farbtiefe:

    Haltet das Glas schräg in der Hand und betrachtet es von oben gegen einen weißen Hintergrund. Die Farbintensität beurteilet Ihr im Zentrum des Weins.

Geruch

Nun prüft den Wein mit Eurer Nase! Reintönigkeit? Intensität? Qualität? Dominieren blumige, würzige oder andere Noten? Auch hier helfen Euch die „Wine Maps“ und geben Euch weitere Anhaltspunkte zur Bewertung.

Der "Duft" des Weins wird als "Nase" bezeichnet. Durch das Schwenken des Weins im Glas setzt man die verschiedenen Aromastoffe frei. Außerdem frischt der Sauerstoff der Luft den Wein auf und bringt ihn so in einen optimalen Trinkzustand.

Atmet beim Riechen langsam, aber tief durch die Nase ein und achtet auf die Punkte:

1. Sauberkeit

Geruch, angenehm & sauber oder schal, modrig, nach faulen Eiern.

2. Intensität

Ist die Nase schwach oder ausdrucksvoll ausgeprägt?

3. Aromen

z. B. Traube, Johannisbeeren, Himbeeren, weiche Früchte, reife Früchte, Blumig, Veilchen, Lychee, Apfel, Pfirsich, Aprikose, Honig, Nüsse, Eiche, Vanille, Gewürze, Hefe, ...

Kurznotizen "Geruch"

  1. Schwenkt das Glas leicht und versucht weitere Aromen zu erschnüffeln. Mehrmaliges, kurzes Schnuppern ist tiefem Einatmen vorzuziehen.

  2. Kräftiges Schwenken kann noch weitere, schwerere Aromastoffe freisetzen.

  3. Beschnuppert unmittelbar nach dem letzten Schluck das leere Glas für den abschließenden Eindruck. Im leeren Glas entdeckt man oft weitere Aromen, angenehme wie auch weniger erfreuliche Gerüche.

  4. Nehmt nun einen Schluck Wein in Euren Mund! Schluckt Ihn nicht gleich hinunter, sondern lasst ihn im Mund kreisen, kaut ihn durch und reichert ihn mit Sauerstoff an, in dem Ihr Luft durch den Mund und den Wein einsaugt. Erster Eindruck? Süße? Säure? Gerbstoffe? Körper? Abgang?

  5. Rückgeruch:

    Gerüche, die durch Wärme im Gaumen freigesetzt und via Nasen-Rachen-Raum von unserem Riechzentrum, dem Riechkolben am Ende der Nase, wahrgenommen werden. Meist bestätigen sich die Aromen, die schon vorher durch die Nase entdeckt worden sind.

Nehmt nun einen Schluck Wein in Euren Mund! Schluckt Ihn nicht gleich hinunter, sondern lasst ihn im Mund kreisen, kaut ihn durch und reichert ihn mit Sauerstoff an, in dem Ihr Luft durch den Mund und den Wein einsaugt. Erster Eindruck? Süße? Säure? Gerbstoffe? Körper? Abgang?

Geschmack:

Am Gaumen bestätigen sich meistens die Eindrücke des Auges und der Nase. Nehmt einen rechten Schluck, und lasst den Wein über die Zunge rollen. Kauen des Weins sowie zusätzliches Schlürfen intensivieren die Empfindungen und sind nicht nur erlaubt, sondern ausdrücklich empfehlenswert!

Generell gilt: "Je besser ein Wein, desto mehr Frucht lässt er in der Regel erkennen."

Rückgeruch:

Gerüche, die durch Wärme im Gaumen freigesetzt und via Nasen-Rachen-Raum von unserem Riechzentrum, dem Riechkolben am Ende der Nase, wahrgenommen werden. Meist bestätigen sich die Aromen, die schon vorher durch die Nase entdeckt worden sind.

Länge:

„Kaut“ den Wein nach dem Schlucken weiter und beachtet die geschmacklichen Nachwirkungen. Die Zeit wird bis zu dem Zeitpunkt gemessen, da das Aroma verschwindet. Entscheidend für die Länge des Weins sind nicht nur die Extraktstoffe, die Tannine und die Süße, sondern auch der richtige Säuregehalt.

Generell gilt: "Je länger, desto besser!"

  • Kurzer Abgang

    Dauer: 1 bis 4 Sekunden. Leichter, teilweise minderwertiger Wein.

  • Mittlerer Abgang

    Dauer: 4 bis 7 Sekunden. Alltagswein

  • Langer Abgang

    Dauer: 7 bis 15 Sekunden. Spitzenwein mit optimaler Struktur.

Kohlensäure

Wird nur an der Zungenspitze wahrgenommen und weißt auf nicht verflüchtigtes Kohlendioxid (CO2) aus der Weinbereitung oder auf eine Nachgärung in der Flasche hin. Beeinträchtigt das Bouquet und verstärkt bei Rotweinen die Wirkung der Tannine (dekantieren!).

Süße

Süße wird vorwiegend bei Weißweinen beurteilt. Sie ist an der Zungenspitze und beim Abgang wahrnehmbar.

Säure

Säure wird als stechend empfunden und regt den Speichelfluss an. Sie ist vorwiegend an den Zungenrändern und an den inneren Wangenschleimhäuten wahrnehmbar.

Dennoch verleiht Säure dem Wein "Ausgewogenheit" und "Finesse". Zuviel Säure lässt den Wein "spitz", zu wenig "fade" schmecken.

Gerbstoffe / Tannine

Gerbstoffe/Tannine verursachen auf den Schleimhäuten einen rauen, trockenen – manchmal pelzigen – Eindruck. Sie stammen aus den Traubenhäuten, -kernen, -kämmen und auch von Holzfässern.

Gerbstoffe wirken, zusammen mit den übrigen Extrakstoffen (Farbstoffe, Alkohol, Mineralstoffe) und der Säure, als Konservierungsmittel und sind für die Alterungsfähigkeit des Weins unentbehrlich. Die Gerbstoffmenge nimmt mit zunehmender Flaschenreife ab.

Tannine lassen junge Rotweine herb wirken. Sie verändern sich mit zunehmender Reife und sammeln sich mit Farbpigmenten am Flaschenboden als Niederschlag. In diesem Stadium wirkt der Wein dann deutlich ausgewogener, als in jungen Jahren.

Körper

„Gewicht“ des Weins auf der Zunge (Extraktstoffe plus Alkohol). Der Vergleich mit der „Dicke“ von Wasser kann bei der Beurteilung weiterhelfen.

Der Körper des Weins weckt allgemein den Eindruck von "Fülle" im Mund.

Alkohol

Wärmende und leicht süße Komponente des Weins. Übermäßiger Alkoholgehalt wirkt am Gaumen warm oder gar brennend.

Zum Schluss fasst Ihr Eure Wahrnehmung zu einem Gesamteindruck zusammen. Sind sie in Harmonie?

  • Harmonie

    Die Eindrücke der Nase und des Gaumens werden zu einem Gesamtbild zusammengefasst.

Charakter

Lasst Eure Fantasie spielen und beschreibt die Art des Weins in eigenen Worten oder mit nachfolgenden Begriffen:

  • Arm

    Ein dünner Wein ohne besondere Qualitäten

  • Charakterarm

    Kommentar überflüssig! Dieser Begriff charakterisiert viele Massenweine.

  • Ehrlich

    Sauberer Wein ohne markante Fehler.

  • Charmant

    Ein Schmeichler, ohne besondere Macken.

  • Süffig

    Geschmeidiger, leicht zu trinkender Wein.

  • Elegant

    Stilvoller, ausgewogener Wein von guter Qualität

  • Samtig

    Wein mit feinkörnigen, gut entwickelten Gerbstoffen.

  • Rau

    Gerbstoffreicher, unfreundlicher Wein.

  • Rustikal

    Bodenständiger, etwas rauer, nicht sehr eleganter Wein. Oft reich an Tannine und/oder Säure.

  • Schwer

    Wein mit viel Extrakt und Alkohol, aber zu wenig Säure und Rasse.

  • Vorzüglich

    Spricht für sich…

  • Kraftvoll

    Wein mit großen Qualitäten. Reich an Extraktstoffen, Säure und Alkohol.

  • Außergewöhnlich

    Ein seltener Wein mit kaum vergleichbaren Eigenschaften.

Zur Benotung des Weins stehen unterschiedliche Skalen zur Verfügung. Ein mögliches Bewertungssystem ist die Vergabe von insgesamt 20 Punkten nach folgendem Schema:

Aussehen:

bis

3 Punkte

Geruch:

bis

6 Punkte

Geschmack:

bis

8 Punkte

Gesamteindruck:

bis

3 Punkte

Total:

 

20 Punkte

Verkostungsnotizen

Verkostungsnotizen helfen, sich auch noch nach langer Zeit an die verkosteten Weine im Detail zu erinnern. Sie sind Gedächtnisstütze und Hilfestellung, können im professionellen und semi-professionellen Business zur Überwachung der Entwicklung eines Weines dienen und können letztlich jedem für eine eigene Kartei persönlich verkosteter Weine dienen.

Abgesehen davon, ist es stets sehr interessant, seine Verkostungsnotizen mit den Notizen anderer zu vergleichen, da jeder Mensch ein different ausgeprägtes/ausgebildetes Geschmacksempfinden besitzt und hier auf diesem Wege sehr interessante Unterschiede aufkommen können, welche zu sehr gedeihlichen Gesprächen führen können.

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