KZ Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Malte Montag, 6. September 2021 von Malte

KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

…Zeugnis einer dunklen Vergangenheit und Konzentrationslager des „Totalen Krieges“…

Die KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora steht exemplarisch für die Geschichte der KZ-Zwangsarbeit und der Untertageverlagerung von Rüstungsfertigungen im Zweiten Weltkrieg.

Übersichtsplan der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

Übersichtsplan der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora

    • Lagereingang

      Nach der Bombardierung der Heeresversuchsanstalt in Peenemünde wurde im August 1943 am Kohnstein bei Nordhausen ein Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald eingerichtet. Es bekam den Namen „Dora“ und diente vor allem der unterirdischen Produktion der Vergeltungswaffen („V-Waffen“) „V1“ und „V2“, mit deren Hilfe Hitlers Propagandaapparat den Deutschen der „Endsieg“ versprach.

    • Der Appellplatz

      Am 11. April 1945 erreichten dann amerikanische Militäreinheiten das Lager und befreiten die verbliebenen Häftlinge. Sie sicherten die Produktionsanlagen und übernahmen die Raketentechnologien, die sie zusammen mit den leitenden Ingenieuren in die USA überführten. Nachdem Thüringen im Juli 1945 sowjetische Besatzungszone wurde, übernahm die Sowjetische Militäradministration die noch verbliebenen Anlagen und ließ 1947 die Stollenanlage im Kohnstein sprengen.

    • SS-Unterstand am Appellplatz

      Die heutige KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora ist Teil der von der Bundesregierung und des Landes Thüringen getragenen Stiftung Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora. Zu besichtigen sind die Reste von etwa 80 Gebäuden auf dem Areal des ehemaligen Konzentrationslagers, der Appellplatz, das Krematorium sowie Teile der ehemaligen Stollenanlage. In einer historischen, auf dem Gelände wieder errichteten Häftlingsbaracke wurde eine Ausstellung eingerichtet.

    • Übersichtsbronze vor dem Museumsgebäude

      Im Anhydritgestein des Kohnsteins war bereits ein umfangreiches Stollensystem vorhanden, das die Häftlinge zu einer modernen Raketenfabrik ausbauen mussten. Während der ersten Monate arbeiteten und schliefen die Gefangenen – Menschen aus fast allen von Deutschland besetzten Ländern, vor allem aus der Sowjetunion, Polen und Frankreich – in den Stollen, viele starben unter den mörderischen Arbeits- und Lebensbedingungen. Erst im Frühjahr 1944 wurde ein oberirdisches Barackenlager errichtet.

    • Ausblick aus dem SS-Unterstand mit Blick auf den Appellplatz

      In dem unterirdischen Stollensystem von fast 20 km Länge wurden unter Leitung führender Raketenwissenschaftler die Großrakete „V2“, die Flügelbombe „V1“ sowie weitere waffentechnische Neuerungen produziert. Mindestens ein Drittel der insgesamt etwa 60.000 Inhaftierten kam im KZ Mittelbau ums Leben. Anfang April 1945 ließ die SS das Lager räumen und schickte alle Häftlinge, außer einige hundert Kranke, auf Evakuierungstransporte.

    • Heutiger "Ehrenplatz" mit Rednertribüne

      Ab 1990 rückten die Anlagen der ehemaligen Raketenfabrik stärker ins öffentliche Interesse. 1991 begann die Umgestaltung der Gedenkstätte. Es wurden weitere Bereiche des ehemaligen Lagergeländes erschlossen. 1995 wurde ein kleiner Teil des Stollensystems der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

    • SS-Unterstand am Appellplatz

      Im Oktober 1944 wurde das Lager unter dem Namen „Konzentrationslager Mittelbau“ selbständiges KZ mit rund 40 Außenlagern und Arbeitskommandos, verteilt über die gesamte Harz-Region. Es war das letzte große Konzentrationslager, welches während der Spätphase des Zweiten Weltkrieges entstanden.

    • Appellplatz mit rekonstruierter Baracke

      Nach einer kurzen Zwischennutzung als Umsiedlereinheit wurden die Gebäude des ehemaligen Häftlings- und SS-Lagers nach und nach von der Bevölkerung der Nordhäuser Region abgetragen. Erhalten blieb unter anderem das Krematorium als Ort des Gedenkens. 1964-1966 entstanden dann auf dem ehemaligen Lagergelände die Mahn- und Gedenkstätte Mittelbau-Dora.

    • Das Museumsgebäude

      Ein modernes Museumsgebäude beherbergt seit 2006 auf ca. 420 m² eine ständige Ausstellung. Sie vermittelt grundlegende Informationen zur Entstehung und Funktion des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora. Wechselnde Sonderausstellungen werden in der ehemaligen Feuerwache und in einer rekonstruierten Unterkunftsbaracke gezeigt.

„Heute früh hat der Appell übermäßig lange gedauert. Ein Toter, dessen Nummer verwischt war, musste identifiziert werden. 600 Kranke mussten deshalb vier Stunden stehen.“

Pierre Mahot

    • Heutiger "Ehrenplatz" mit Rednertribüne

      Ausstellungen wie z. B. ...

      Alltag im Häftlingslager und unter Tage, Schicksal einzelner Häftlinge, Täterbiographien (SS und verantwortliche Ingenieure) oder Berichte von Zeitzeugen.

    • Lagerübersicht vom Krematorium aus

      Im ummauerten Gefängnishof befanden sich, vom Lager aus nicht einsehbar, in einer Vertiefung eine Hinrichtungsstätte mit einem Galgen. Hier ermordete die SS heimlich Häftlinge, die Widerstand geleistet hatten.

      In der Lagerküche wurden die völlig unzureichenden Mahlzeiten für die Häftlinge zubereitet. Unterernährung war die häufigste Todesursache. Neben der Lagerküche befanden sich weitere Wirtschaftsgebäude. Die Unterkunftsbaracken der Häftlinge lagen im umliegenden bewaldeten Bereich.

    • Der Lagerbahnhof

      Im Steinbruch erschoss ein SS-Kommando im Dezember 1943 sieben „italienische Militärinternierte“ in Anwesenheit von weiteren 50 italienischen KZ-Häftlingen.

      Im Industriebereich war der Bahnhof Ankunftsort für Häftlingstransporte aus anderen Konzentrationslagern. Außerdem dienten die Gleisanlagen als Frachtbahnhof für das Raketenwerk.

      Ein kleiner Teil der Stollenanlage ist mittlerweile im Rahmen von Führungen, die am Museum beginnen, zugänglich. Zu besichtigen sind ein Teil eines Längsstollens (Fahrstollen A) sowie drei Querstollen, die bis Juni 1944 als Häftlingsunterkünfte dienten.

    • Lagerübersicht mit Appelplatz

      Der Appellplatz war das Zentrum des Häftlingslagers. Die Häftlinge mussten hier täglich vor und nach der Arbeit zum Zählappell antreten. Die Appelle wurden bei jeder Witterung abgehalten und dauerten oft stundenlang. Diese tägliche Strapaze schwächte die ohnehin völlig entkräfteten und unzureichend gekleideten Häftlinge zusätzlich.

      Auf dem Appellplatz stand ein Galgen. Hier ließ die SS Häftlinge hinrichten, denen sie Sabotagetätigkeit oder Fluchtversuche vorwarf. In den 1970er Jahren ließen die DDR-Behörden den Appellplatz zum „Ehrenplatz“ mit Rednertribüne, Flammenschale, Fahnenmasten und 21 „Steinen der Nationen“ umgestalten.

    • Bad- & Desinfektionsraum

      Zitat: Aimé Bonifas

      „Läuse. Tag und Nacht ist es wie fressendes Feuer, man kratzt sich, Entzündungen entstehen, es ist hoffnungslos. Sie saugen uns das letzte bisschen Leben aus.“

    • Das Kreamtorium

      Im Krematorium wurden die Toten des KZ Mittelbau verbrannt. Zunächst brachte die SS die Leichen per LKW nach Buchenwald. Anfang 1944 nahm sie ein provisorisches Krematorium im Häftlingslager in Betrieb. Seit Herbst 1944 wurden die Leichen hier in einem neu errichteten Krematorium verbrannt.

      Auch Leichen aus den Außenlagern des KZ Mittelbau wurden hier eingeäschert. Die Asche der Toten ließ die SS hinter dem Gebäude abkippen. 20.000 Menschen haben die Haft im KZ Mittelbau-Dora nicht überlebt. Mindestens 5.000 Tote wurden in diesem Gebäude verbrannt.

    • Gedenkplatz vor dem Krematorium

      Zitat: Stéphane Hessel, 1953

      „Da unser Krematorium überlastet war, wurden Scheiterhaufen errichtet, um die Leichen dort aufzuschichten. Wir haben den Tag damit verbracht, an mit Blut und Exkrementen verschmierten Kleidern zu zerren, kaltes Fleisch zu berühren. Das reine, absolute Entsetzen.“

    • Das Lagergefängnis

      Das Lagergefängnis, Bunker genannt, war die zentrale Haftstätte im Lager. Viele Häftlinge wurden hier ermordet. Der Bunker war ein einstöckiges, gemauertes Gebäude mit 32 engen Zellen. Das Gebäude war an zwei Seiten von einer hohen Mauer umgeben. In den völlig überfüllten Zellen waren Häftlinge eingesperrt, denen Vergehen wie Widerstand oder Sabotage vorgeworfen wurden. Das Gefängnis leiteten Gestapobeamte, die hier folterten und mordeten.

    • Die Unterkunftsbaracken

      Neben der Lagerküche befanden sich weitere Wirtschaftsgebäude. Die Unterkunftsbaracken der Häftlinge lagen im umliegenden bewaldeten Bereich.

      Die Unterkunftsbaracken waren aus Holz gebaut. In den Baracken brachte die SS jeweils bis zu 500 Häftlinge unter. Anfangs waren die Häftlinge im Stollen untergebracht. Später verlegte sie die SS in provisorisch eingerichtete Baracken aus Fertigbauteilen.

      Jede Baracke bestand aus zwei Flügeln, die sich jeweils in zwei hintereinander liegende Räume teilten. Der erste war als Essraum ausgestattet, im zweiten standen mehrstöckige Holzpritschen. In der Mitte der Baracke befanden sich Latrinen und Waschgelegenheiten, die häufig nicht nutzbar waren. Die hygienischen Bedingungen waren katastrophal. Insgesamt befanden sich im Häftlingslager 56 Unterkunftsbaracken.

      Nach dem Krieg wurden die Baracken demontiert. Heute sind nur noch Fundamentreste erhalten.

      Zitat: Wladyslaw Slawski, 1950

      „In meiner Baracke waren Häftlinge aus verschiedenen Nationen. Wenn ich die Zahl der Häftlinge mit 400 bis 500 angebe, so ist da nicht übertrieben. In einer Koje schliefen zwei bis drei, später vier bis fünf Mann abwechseln, Tag- und Nachtschicht.“

    • Geländerübersicht

      Gezeigt werden auch Realien, z. B. Materialien aus der „V2“-Produktion und persönliche Gegenstände der Häftlinge, die zum Teil aus dem Stollen geborgen wurden. Durch einen neu angelegten Zugangsstollen sind ein Abschnitt eines Fahrstollens und drei Kammern, in der zunächst Häftlinge untergebracht waren und später „V1“-Flügelbomben produziert wurden, begehbar. Seit April 1999 verdeutlicht eine Informationsausstellung im ehemaligen Fahrstollen A die Arbeits- und Lebensbedingungen unter Tage sowie die Dimensionen des Stollensystems.

    • Anfahrtsweg ins Lager

      Im SS-Bereich befanden sich die Unterkunftsbaracken und Wirtschaftsgebäude für die KZ-Wachmannschaften und das SS-Personal der Lagerverwaltung. Hier waren Anfang 1945 etwa 1.000 SS- und Luftwaffenangehörige untergebracht.

      1944 errichtet, diente der „Bunker“ der Gestapo und der SS dazu, Häftlinge zu foltern und zu ermorden. 1952 ließen DDR-Behörden das massive Steingebäude bis auf die Grundmauern abtragen. Seit 2011 werden die baulichen Reste durch Betonaufsätze geschützt. Eine Wand aus Stampfbeton zeichnet heute die ehemalige Mauer des Gefängnishofes nach.

    • Die "Effektenkammer"

      Die Effektenkammer diente als Häftlingskleiderkammer und Aufbewahrungsort für die bewegliche Habe der Häftlinge. Neuzugänge ließen in diesem Haus alles zurück, was sie bei sich trugen, und erhielten Einheitskleidung, Nummer und Winkelkennzeichen aus Stoff. Die für ihren ursprünglichen Zweck kaum genutzte Kinobaracke diente in den letzten Monaten als provisorische Unterkunft für Häftlingstransporte aus den Konzentrationslagern Ausschwitz und Groß-Rosen.

    • Die Häftlingskantine

      Das Konzentrationslager umschloss ein Sicherheitssystem aus Lagerzäunen und Wachtürmen. Heute ist die ehemalige Schneise im Wald noch gut zu erkennen.

      Hier konnten Häftlinge gegen Lagergeld minderwertige Lebensmittel erhalten.

    • Die "Effektenkammer"

      In der Effektenkammer lagerten die Zivilkleidung und private Habseligkeiten der Häftlinge.

      Bei der Einlieferung in ein Konzentrationslager mussten die Häftlinge ihre Zivilkleidung und persönlichen Besitz wie Uhren, Mäntel oder Geldbörsen in der Effektenkammer abgeben. Die Gefangenen bekamen gestreifte Häftlingsanzüge, die kaum gegen Wind und Wetter schützten. Ihre Namen wurden durch Nummern ersetzt, die die Häftlinge auf Ihrer Jacke tragen mussten.

      Bis Herbst 1944 lagerten die „Effekten“ der Häftlinge im Hauptlager Buchenwald. Nach der Verselbstständigung des KZ Mittelbau wurden sie hierher gebracht. Teile der Holzbaracke waren unterkellert. Reste des Kellers sind erhalten.

    • Die Kinobaracke

      Die Kinobaracke diente in den letzten Monaten als provisorische Unterkunft für Häftlingstransporte aus den Konzentrationslagern Auschwitz und Groß-Rosen. Das Gebäude wurde nur wenige Monate als Kino genutzt. Privilegierte Häftlinge, die im Besitz von Lagergeld waren, konnten im Kino Unterhaltungs- und Propagandafilme anschauen.

    • Das Krankenrevier

      Die SS isolierte kranke und sterbende Häftlinge im Krankenrevier. Unterernährung, Infektionen, Gewalt und die auszehrende Zwangsarbeit führten bei den Häftlingen schnell zu schweren Erkrankungen. Das Krankenrevier bestand Ende 1944 aus zehn Baracken und dem Krematorium.

      Eine wirksame medizinische Versorgung gab es nicht. Nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge wurden auf Befehl der SS-Ärzte in Sterbeblöcke abgeschoben. Häufige Todesursachen waren Fleckfieber, Typhus, Tuberkulose, Lungen- und Rippenfellentzündung.

    • Der Lagerbahnhof

      Der Bahnhof war der Ankunftsort für Häftlingstransporte aus anderen Konzentrationslagern. Außerdem dienten die Gleisanlagen als Frachtbahnhof für das Raketenwerk. Nach der Ankunft der Transporte trieben SS-Angehörige die Häftlinge von hier aus mit Hunden und unter Schlägen in den Stollen oder in das Häftlingslager. Zugleich nutzte das Mittelwerk den Bahnhof zum Versand fertiger V2-Raketen. Anfang April 1945, als die SS das KZ angesichts der heranrückenden Front auflöste, wurde der Bahnhof zum Ausgangspunkt mehrerer Räumungstransporte. Tausende Häftlinge starben auf diesen Transporten. Nach dem Krieg wurden die Gleisanlagen demontiert.

      Zitat: Roman Konejew

      „Von Buchenwald waren wir etwa 100 Kilometer gefahren. Wie hielten vor einem Berg. In die nächtliche Stille ertönte das Kommando: „Raus, schnell, schnell!“. Viele Häftlinge waren schwach und konnten sich nicht schnell bewegen. Die Wachen schlugen mit Knüppeln und schrien: „Vorwärts!“.“

    • Die Lagerküche

      In der Lagerküche wurden die völlig unzureichenden Mahlzeiten für die Lagerinsassen zubereitet. Unterernährung war die häufigste Todesursache. Ortsansässige Betriebe belieferten die Küche mit Produkten von minderer Qualität. Die täglichen Rationen schwankten, reichten aber nie aus. Hunger prägte den Häftlingsalltag. Nur wenige Gefangene konnten sich gegen Lagergeld mit zusätzlichen Nahrungsmitteln versorgen.

      Zitat: Marcel Arbez

      „Das Schlimmste war der Hunger. Fast ständig hatten wir Hunger. Die tägliche kleine Portion weckte nur unseren Appetit, konnte den Hunger aber nicht stillen, was für uns eine unvorstellbare Tortur war. Die Gesichter veränderten sich, wurden runzelig und sahen älter aus, der Rücken wurde krumm und das Gehen fiel immer schwerer.“

    • Die Stollen

      In der Stollenanlage im Kohnstein mussten KZ-Häftlinge Raketenwaffen montieren. Anfangs waren die Häftlinge auch in den Stollen untergebracht.

      Die Stollenanlage wurde seit 1936 als unterirdisches Öllager für die Wehrmacht ausgebaut. Im Herbst 1943 setzt die SS mehr als 10.000 KZ-Häftlinge beim Ausbau der Stollen zur Raketenfabrik ein. Die Häftlinge waren unter katastrophalen Bedingungen in den Stollen untergebracht. Mehrere Tausend starben bereits in den ersten Monaten.

      Nach Fertigstellung des unterirdischen Mittelwerkes wurden die überlebenden Häftlinge in Baracken verlegt. Sie mussten aber weiterhin unter Tage arbeiten.

    • Der Rundweg durch das Lager

      Heute ist Mittelbau-Dora ein Ort des Lernens und Gedächtnisses. Im Zentrum des Häftlingslagers befand sich der Appellplatz. Ort der Zählappelle an jedem Morgen und Abend. Hier wurden zudem auch Prügelstrafen vollzogen. An einem Galgen wurden Massenerhängungen vorgenommen. Um ihn herum gruppierten sich Funktionsgebäude wie die Küche oder das Lagergefängnis. Dahinter, überwiegend am Hang und im Wald gelegen, befanden sich über 50 Unterkunftsbaracken für die Häftlinge, von denen heute nur noch Fundamentreste sichtbar sind. Lediglich das Krematorium und die Feuerwache sind erhalten geblieben.

    • Lagerbaracke

      Im Unterschied zu anderen Konzentrationslagern hatte das improvisiert eingerichtete Lager Dora kein massives Torgebäude. Den Übergang vom SS-Bereich in das Häftlingslager markierte ein Holzgatter, das zwischen zwei langgezogenen Holzbaracken lag. In diesen befanden sich die Diensträume der Lager-Gestapo und der SS-Lagerleitung. Seit den 1970er Jahren zeigen Betonpfeiler den früheren Standort des Lagertors.

    • Das Krematorium

      Im erhaltenen Krematorium, welches seit Herbst 1944 in Betrieb war, wurden ca. 5.000 Leichen verbrannt. Ihre Asche ließ die SS am Hang hinter dem Krematorium abkippen. Hier zeugt heute ein „Aschegrab“ von der Asche der Toten. Der Verbrennungsraum mit den Öfen der Berliner Firma Kori ist weitgehend erhalten geblieben. Andere Räume wurden Mitte der 1960er Jahre durch den Einbau einer Ausstellung zur Lagergeschichte in ihrer Struktur stark verändert. Die Entfernung der Ausstellung im Jahr 1993 machte es möglich, noch erhaltene Häftlingszeichnungen an den Wänden wieder freizulegen.

    • Der Stolleneingang

      Im Eingangsbereich des Stollens informieren Tafeln über die Arbeits- und Lebensbedingungen der Häftlinge. Ein Modell zeigt die Ausmaße der unterirdischen Anlage. Vier Stollen dienten von Herbst 1943 bis Juni 1944 als Unterkünfte. In den mit Vierstock-Holzpritschen ausgestatteten „Schlafstollen“ herrschten katastrophale Bedingungen. Später mussten Häftlinge in diesen Querstollen die Flugbombe V1 montieren. Von dieser Zeit zeugt der in den Querstollen herumliegende V1-Schrott.

    • Bad- & Desinfektionsraum

      Die SS befahl Desinfektionsmaßnahmen, um die Rüstungsproduktion nicht zu gefährden. Die katastrophalen hygienischen Verhältnisse führten zu einer ständigen Ungezieferplage und Seuchengefahr.

      Neben dem Heizhaus ließ die SS eine Bad- und eine Desinfektionsbaracke errichten. Die Kleidung wurde mit Heißdampf behandelt. Die Häftlinge mussten duschen, wurden am ganzen Körper rasiert und in eine kalte Desinfektionslösung getaucht. Danach mussten sie oft stundenlang unbekleidet im freien warten, bis sie ihre noch feuchte Kleidung zurück erhielten. Vor allem im Winter war diese Prozedur lebensbedrohend.

    • Die Hinrichtungsstätte

      Die Hinrichtungsstätte war ein Ort für geheime Erschießungen und Erhängungen. Innerhalb des Gefängnishofes befand sich in einer Bodenvertiefung unmittelbar vor dem Lagerzaun die Hinrichtungsstätte. Sie war von einer über zwei Meter hohen Mauer umgeben. Vom Lager aus war der Ort, an dem ein Galgen mit zwei Schlingen stand, nicht einsehbar.

      Hier wurden Häftlinge wegen Widerstandes gegen die SS getötet. Die Zahl der Ermordeten ist nicht bekannt.

    • Die Kinobaracke

      Anfang 1945 brachte die SS angesichts der vorrückenden Roten Armee 16.000 Häftlinge aus den Konzentrationslagern im Osten in das KZ Mittelbau. Mehrere hundert Überlebende dieser Räumungstransporte brachte die SS in der Kinobaracke unter, die wie das übrige Lager katastrophal überbelegt war. Viele starben hier schon nach wenigen Tagen.

      Zitat: Lubomir Hanak, vor der Deportation

      „Ich wurde von SS-Unterscharführer Riege geschickt, um die Häftlinge in der Kinobaracke zu registrieren. Der Anblick, der sich mir beim Eintreffen bot, ist einfach nicht zu beschreiben. Hunderte armer Teufel lagen auf dem Fußboden, der Lebende neben dem Toten oder Halbtoten.“

    • Lagerbild

      Zitat: Léon Halkin, nach der Befreiung

      „Das sind keine Menschen, die man hier behandelt, das sind Kennnummern. Keine Pflege, keine Ernährung, kein Trinken. Die Kranken kommen nackt in ein Zimmer und werden nackt in ein Bett gelegt, das sie nicht wählen dürfen und wo schon ein anderer jammert und leidet.“

    • Das Lagergefängnis

      Trotz des Protestes ehemaliger Häftlinge ließen örtliche Behörden 1952 das Gebäude des Lagergefängnisses bis auf die Grundmauern niederreißen.

      Zitat: Jean Michel

      „Wir verbachten die Nacht manchmal im Stehen oder Sitzen, manchmal zusammengekrümmt auf dem Betonboden. Morgens war der Kübel voll Urin und Exkrementen. Wir waren dem Ersticken nahe.“

    • Die SS-Unterkünfte

      Im SS-Bereich befanden sich die Unterkunftsbaracken und Wirtschaftsgebäude für die KZ-Wachmannschaften und das SS-Personal der Lagerverwaltung.

      Anfang 1945 waren im SS-Bereich des Lagers Dora etwa 1.000 SS- und Wehrmachtsangehörige untergebracht. Letztere stellten einen Großteil der Wachmannschaften.

      Weitere 2.000 Angehörige des SS-Totenkopfsturmbannes Mittelbau verwalteten und bewachten die Außenlager. Sie waren in der Nähe der jeweiligen Lager untergebracht. Höhere SS-Dienstgrade wohnten in Privatquartieren im Kreis Nordhausen.

    • Die Stollen

      1947 ließen sowjetische Besatzungstruppen die Stolleneingänge sprengen. Durch einen neuen Eingang ist die Anlage seit 1995 wieder zugänglich.

      Zitat: Friedrich Kochheim

      „Eine unerträgliche Luft nahm einem schier den Atem. Keine Ventilation, keine Frischluftzuführung war vorhanden, nur eine grau-blaue Atmosphäre, die sich einem schwer auf die Brust legte.“

„Da unser Krematorium überlastet war, wurden Scheiterhaufen errichtet, um die Leichen dort aufzuschichten. Wir haben den Tag damit verbracht, an mit Blut und Exkrementen verschmierten Kleidern zu zerren, kaltes Fleisch zu berühren. Das reine, absolute Entsetzen.“

Stéphane Hessel, 1953

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